Mediencurricula
Medienkompetenz fortlaufend und fachintegrativ vermitteln
„digital natives“ = digital souverän?
Die heutige Schülergeneration gehört zu den „digital natives“; für sie sind digitale Medien in vielen Bereichen selbstverständlich. Das ist aber nicht damit gleichzusetzen, dass sie gute Medienkompetenz besitzen. Das hat sich auch in der Phase von „Lernen zuhause“ gezeigt.
Um Kinder und Jugendliche zu befähigen, selbstbestimmt mit digitalen Medien umzugehen und selbstständig damit zu lernen, ist es wichtig, dass die schuleigenen Mediencurricula systematisch umgesetzt werden.
Im Schulversuch sind Prototypen für schulartspezifische Mediencurricula entstanden, die sehr konkret die Progression des Kompetenzerwerbs in den einzelnen Bereichen darlegen.
Ergebnisse, wie z. B. die der ICILS-Studie 2018, zeigen, dass es Nachholbedarf bei Kindern und Jugendlichen im Bereich Medienkompetenz gibt.
Inhaltsübersicht
Das Thema wird in zwei Teilen behandelt:
- Blick in ein Mediencurriculum: An einem Beispiel wird das Prinzip der Progression gezeigt und die damit verbundenen Vorteile für den Kompetenzzuwachs werden erläutert. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Vermeidung von Redundanzen, so dass im Unterricht mit digitalen Medien ausreichend Zeit für den fachlichen Kompetenzerwerb bleibt.
- Anregungen aus der Arbeit der Projektschulen, die zeigen, wie es gelingen kann, mehr Absprachen und Verbindlichkeit bei der Umsetzung der Mediencurricula zu erreichen.
Blick in ein Mediencurriculum – Beispiel MC Gymnasium
Der Ausschnitt stammt aus dem Kompetenzbereich „Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren“, in dem die Teilkompetenz der Internetrecherche zu finden ist, die in allen Jahrgangsstufen relevant ist. In der Tabelle wird die Progression der Ausprägung der Teilkompetenz sichtbar, z. B.:
- Jgst. 5: „Schülerinnen und Schüler recherieren mit ausgewählten Internetdiensten.“
- Jgst. 7: „Schülerinnen und Schüler recherieren im Internet und eignen sich dabei weitere Recherchetechniken an.“
- Jgst. 10: „Schülerinnen und Schüler recherieren auch als Grundlage für wissenschaftliches Arbeiten.“
Die Zuordnung zu bestimmten Jahrgangsstufen dient der Übersichtlichkeit, da der Kompetenzerwerb in der Praxis nicht auf eine bestimmte Jahrgangsstufe begrenzt werden kann. Beispiele und Links sowie Materialhinweise sind im MC enthalten und grün markiert.
Aufbau von Medienkompetenz im Team
An allen bayerischen Schulen sind auf der Basis des „Kompetenzrahmens für Medienbildung an bayerischen Schulen“ Medienkonzepte mit Mediencurricula entwickelt worden.
Im Schulversuch sind ergänzend Prototypen für schulartspezifische Mediencurricula (MC) erarbeitet worden, die die Progression des Kompetenzzuwachses in den einzelnen Bereichen zeigen. Sie bieten den Vorteil,
- möglichst viele Fächer bzw. Lehrkräfte zu beteiligen,
- Redundanzen zu vermeiden, damit z. B. nicht Kriterien für gute Lernvideos parallel in mehreren Fächern erstellt werden,
- in Klassen- oder Jahrgangsstufenteams zu vereinbaren, welche Lehrperson bzw. welches Fach welche Teilkompetenzen einübt, so dass sie von anderen Kolleginnen und Kollegen verlässlich eingefordert werden können,
- sich auf ein fächerübergreifendes Projekt in einer Jahrgangsstufe verständigen zu können, bei dem der Kompetenzzuwachs, z. B. durch ein Medienprodukt, sichtbar wird,
- den Kompetenzzuwachs, z. B. in einem Medienportfolio, sichtbar zu machen und ggf. auch zu evaluieren,
- ggf. bei der Durchführung einer „digitalen“ Leistungserhebung transparent machen zu können, was Schülerinnen und Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt können sollten.
Auf den Seiten des ISB finden sich neben Unterstützungsangeboten auch Reflexionsbögen zur internen Überprüfung des schuleigenen Mediencurriculums.
Prototypen Mediencurricula
MC Grundschule
MC Mittelschule
MC Realschule
MC Gymnasium
Portfolios und Projekte für Medienkompetenz
An den Projektschulen ist für die gemeinsame Umsetzung des Mediencurriculums zuerst die Zustimmung des Lehrerkollegiums eingeholt worden. Drei Anregungen stehen hier beispielhaft für das weitere Vorgehen:
Dokumentation im MC
An einigen Schulen, v. a. auch an den Grundschulen im Projekt, wird mit den Ankreuzfeldern im MC dokumentiert, welche Teilkompetenzen angeleitet worden sind, so dass z. B. die Lehrpersonen der 3. Jahrgangsstufe eine gute Planungsgrundlage haben. Es ist auch üblich, die Umsetzung des MCs in die Jahresplanung aufzunehmen.
Medienportfolio
Nach dem Motto „Zeigen, was man kann“ wird im Medienportfolio, z. B. der Mittelschule Ebern und der Mittelschule Neunburg v.W., die Medienbildung nachvollziehbar gemacht. Alle Fäden laufen dabei bei der Klassenleitung zusammen, sie koordiniert das Vorgehen, an dem auch die Fachlehrer beteiligt sind, und dokumentiert den Kompetenzzuwachs.
Das Portfolio wird am Ende des Schuljahres mit dem Zeugnis den Schülerinnen und Schülern ausgehändigt.
Für die Kolleginnen und Kollegen besteht dabei die Möglichkeit, Inhalte zu erweitern. Im Team wird ggf. auch geklärt, ob Inhalte gestrichen oder angepasst werden müssen.
Dokumentation im MC
An einigen Schulen, v. a. auch an den Grundschulen im Projekt, wird mit den Ankreuzfeldern im MC dokumentiert, welche Teilkompetenzen angeleitet worden sind, so dass z. B. die Lehrpersonen der 3. Jahrgangsstufe eine gute Planungsgrundlage haben. Es ist auch üblich, die Umsetzung des MCs in die Jahresplanung aufzunehmen.
Hier findet sich als Beispiel das Medienportfolio der Mittelschule Ebern.
Projektarbeit
Das Prinzip, den Kompetenzerwerb sichtbar zu machen, steht auch hinter den Jahrgangsstufenprojekten, wie sie z. B. am Gymnasium Ottobrunn durchgeführt werden. Dort findet in jeder Klasse mindestens einmal im Schuljahr ein Projekt statt,
in dem die vorher erworbene Medienkompetenz in Kombination mit gelernten Lern- und Arbeitstechniken aus den Bereichen Methoden- und Sozialkompetenz zum Tragen kommen.
Die Verantwortung für den Aufbau von Medien- und Methodenkompetenz trägt nicht nur ein Fach bzw. ein Lehrer, sondern pro Jahrgangsstufe und Klasse sind mehrere Kolleginnen und Kollegen und damit auch mehrere Fächer beteiligt. Dazu sind für jede Jahrgangsstufe „Modulübersichten“ mit klaren Verantwortlichkeiten entwickelt worden.
Auf der Webseite des Gymnasiums Ottobrunn findet sich eine detaillierte Darstellung der Umsetzung seines „Medien- und Methodencurriculums“
(MMC).
Dort finden sich auch die Module und Realisierungspläne aller Jahrgangsstufen.
Flankierende Maßnahmen
Die Teams an den Projektschulen unterstützen sich gegenseitig, indem Arbeitsmaterialien gemeinsam entwickelt und in der Cloudlösung der Schule gesammelt werden; dazu gehören z. B.
- Vorlage für ein „Storyboard“ für die Planung eines Erklärvideos
- Bewertungsvorlagen z. B. für Präsentationen oder Erklärvideos
- Kriterien für die Gestaltung von E-Books
- Anleitungen für Schülerinnen und Schüler für die Beurteilung von Internetquellen
- Organisationshilfen für Projektarbeit
- Vorlagen für die Jahresplanung, z. B. als „Realisierungsplan“
Der Screenshot zeigt einen Ausschnitt aus dem Realisierungsplan für die Umsetzung des Medien- und Methodencurriculums des Gymnasiums Ottobrunn.